Gedankenwandern.
- Daniel
- 9. Aug. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Gedanken wandern oder schweifen lassen, hilft uns Ideen zu entwickeln oder zu schärfen. Zumal Kreatives den nötigen Raum, Ruhe und Musse braucht. Wieso also Tagträumen mehr Platz in unserem Leben einnehmen sollte.

Abschalten, nichts denken wollen und den Seelenfrieden geniessen. Einfach mal nichts zu denken und keine Gedanken im Kopf haben, nach dem sehne ich mich immer mal wieder. Mein Kopf denkt jedoch stetig und immer. Pausenlos. Andauernd. Gedanken kreisen. Sie kommen und verschwinden. Sie rütteln auf. Sie regen zur Reflexion an. Sie stören manchmal den Schlaf. Sie lassen mich nicht fokussieren. So oder so ähnlich geht es wahrscheinlich vielen unter euch. Kürzlich erst wurde mir jedoch bewusst, dass Tagträume auch Kraftort und Energielieferant sein können. Was ich damit meine, versuche ich in diesem Beitrag zu beschreiben. Zuerst aber mal, was meint eigentlich das Tagträumen?
Das Gedankenwandern bzw. das Tagträumen kann einen positiven Effekt haben. Verschiedene Kreative haben die besten Einfälle während dem Tagträumen. So sagt man, dass Albert Einstein oder die Autorin Joanne K. Rowling bekennende Fans von Tagträumen sind. Sie verdanken ihnen sogar die besten Einfälle. Auch Modedesigner Karl Lagerfeld meinte: "Tagräumen ist die vielleicht wichtigste Arbeit in meinem Leben". Weitere Kreativschaffende wie Woody Allen oder die amerikanische Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison nutzen Tagträume für ihr Schaffen. Auch der französische Choreograf George Balanchine gab in einem Interview bekannt: "Am kreativsten bin ich, während ich bügle". Der Harvard-Psychologe Daniel Gilbert hat in einer Studie herausgefunden, dass 50 Prozent der im Wachzustand verbrachten Zeit schweift das Denken von externen Reizen sowie Aufgaben ab und produziert eigene, spontane Inhalte.
"Es braucht eine gewisse Distanz zu den Gedanken, die einem durch den Geist wandern".
Tagträumerei passiert im Gegensatz zum Träumen bei vollem Bewusstsein. Man schweift sozusagen geistig ab und erschafft sich seine eigene Phantasiewelt. Das Tagträumen verschafft unserem Hirn eine Art Pause. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Vielfach bei einer Unterforderung. Oder bei einfachen Tätigkeiten - wie auch die obigen Beispiele zeigen. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass mir bei einfachen Haushaltsarbeiten wie Staubsaugen oder Bügeln kreative Einfälle kommen. Oder auch bei Spaziergängen, insbesondere am Abend oder im Dunkeln, sind wahre gedankliche Sprudelbäder. Ich denke, es ist dieses bewusste Einsetzen von Gedankenwandern-lassen. Besonders bei gedanklichen Blockaden, wenn ich nicht mehr weiter weiss. Oder wenn mir eine zündende Idee für schwierige Situationen bei der Arbeit fehlt. Oder auch bei persönlichen Herausforderungen. Das bewusste sich-rausnehmen aus der realen Welt, dem wirklichen Bewusstsein, unterstützt die kreative Lösungsfindung. Spannenderweise ist das Tagträumen nicht nur bei einer Unterforderung hilfreich. Auch bei einer geistigen Überforderung kann das Tagträumen dabei unterstützen, sich wieder besser zu fokussieren. Das kommt vor allem dann zum Vorschein, wenn unser Hirn nicht mehr aufnahmefähig ist. Beispielsweise kenne ich das, wenn ich lange an einem Text sitze, ein Konzept erarbeite oder eine schriftliche Arbeit verfasse. Vielfach schweife ich gedanklich ab. Das ist dann meistens ein Zeichen, dass ich und, vor allem mein Hirn, eine Pause benötigen.
Tagträume sind bei beiden Situationen (Unterforderung oder Überforderung) eine hilfreiche Technik, wobei mir persönlich das Wort Gedankenwandern besser gefällt. Tagträumerei ist oft negativ behaftet. Schlussendlich meint es aber das Gleiche. Gedankenwandern finde ich dennoch sympathischer, weil es besser den Prozess von Gedanken-kommen-und-Gedanken-gehen verbildlicht. Viele Texte oder Ideen für Blogbeiträge kommen mir beim Gedankenwandern. Vielfach setze ich mich dann gleich hin und notier mir die Ideen. In anderen Worten ausgedrückt ist es eine Art Loslösen aus dem Alltag und Abstand gewinnen. Dies entspricht in etwa dem, was der Sozialpsychologe Simon Schindler meint "Es braucht eine gewisse Distanz zu den Gedanken, die einem durch den Geist wandern". Mit dieser Technik trainieren Menschen gegenüber ihrem Geistesstrom in eine Beobachterperspektive zu gehen. "Das kann sehr fruchtbar sein", sagt Schindler.
Klar nervt dieses ewige Sinnieren über die vielfältigen Themen. Das Tagträumen oder das Gedanken-schweifen-lassen gibt mir jedoch den nötigen Raum für Ideen. Ideen, um persönliche Herausforderungen zu lösen. Impulse für Lösungen in festgefahrenen Situationen bei der Arbeit. Und last but not least: Input für Blogbeiträge.
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