Generation (wh-)Y.
- Daniel
- 14. Feb. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Mai 2023
"Aber Warum...?". Diese Fragestellung in der Endlosschleife mag bei Vielen unter uns an die Neugier der eigenen Sprösslinge erinnern. Die Frage nach dem Warum erfährt aktuell zumindest bei mir ein Revival. Hier eine Erklärung, weshalb dem so ist.

Als Generation Y-ler, also geboren zwischen 1981-1996, strebe ich nach Sinnstiftung und einer guten Work-Life-Integration. Ich bin einer Generation dazugehörig, die als Digital Natives gilt, also jene Generation, die sich von Kindheit an mit Informationstechnologien konfrontiert sah und mit dem Internet aufgewachsen ist. Ein Individualist. Ein Mensch, der mitten in die stärkere Fokussierung von Globalisierung und Selbstbestimmung aufwuchs. Auch genannt als Generation-Me, die Freiheit und zugleich die Selbstdarstellung über soziale Netzwerke verfolgt. Zugleich aber auch eine ausgesprochen hohe Toleranz durch das Zusammenbringen verschiedener Kulturen durch die vernetzte Welt aufweist. Dem Motto verpflichtet "Lasst uns die Welt verbessern". Ich bin ein Y-ler durch und durch. Ich fühle mich ein Stück weit verpflichtet, die Y-ler zu verkörpern. Vielleicht sogar als Botschafter. Oder als Übersetzer zu anderen Generationen. Ich fühle mich verpflichtet und zugleich dazugehörig. Als Mitt-Dreisiger fühle und bin ich angekommen im Leben. Angekommen in der Realität. Den Lebensrucksack mit ersten Erfahrungen gefüllt. Gefüllt mit Erfolgen. Niederlagen. Traurigem. Einsamen. Buntem. Lebenserweckendem. Trotzigem. Frustriertem. Nachgiebigem. Ja teils auch Naivem. Und seit einiger Zeit dem Gefühl nach Ahnungslosigkeit oder besser Verständnislosigkeit ausgeliefert. Die Frage nach dem Warum steht im Vordergrund. Auf unterschiedlichste Art und Weise. Beispielsweise die aktuell für mich wichtigste Frage: Warum haben wir aus den Lehren der Vergangenheit zu wenig gelernt? Der deutsche Philosoph und Bestsellerautor Philipp Blom meinte einst passend dazu: "Die Lehren aus dem 30-jährigen Krieg sind verloren. Die Lehren aus dem 2. Weltkrieg gehen gerade verloren. Wir reagieren nicht aus den Lehren, sondern aus Traumatas". Gelebte Geschichte, beispielsweise durch Erzählungen der eigenen Eltern haben eine andere Qualität als wenn diese Erfahrungen an die nächste Generation weitergegeben werden. Es sind dann bloss noch Geschichten der Grosseltern. Dies ist etwas völlig anderes. Was wird also in den Geschichtsbüchern von Morgen stehen? Wir haben es in der Hand, die Geschichte zu schreiben. Nicht ausschliesslich im Grossen, Weltpolitischen. Im Kleinen können wir Spuren in der Erinnerung hinterlassen und dadurch Grosses bewirken. Sei dies mit gemeinnützigem Engagement. Einem offenen Ohr und wachen Auge unserer Mitmenschen und der Natur gegenüber. Oder dem bewussten Leben im Wissen an der Endlichkeit des Systems.
Die Frage nach dem Warum ist bekanntlich eine wahrhaftig, grosse Frage. Das Warum ist die Frage nach dem Übergeordnetem. Dem Wegsuchendem. Nach einer Vision oder Mission suchend. Allumfassend. Damit aber auch eine zermürbende Frage, die Antworten nicht zwangsläufig zulässt oder finden lässt. Als Kind war die Frage nach dem Warum eine Entdeckungsreise. Neugierig erfassten wir die Welt um uns herum. Was wir nicht verstanden haben, erfragten wir. Wünschte ich mir die Welt wieder vermehrt durch Kinderaugen zu sehen? Nein! Ich möchte die Welt als Y-ler betrachten. Und zugleich die Fragen nach dem Warum als Y-ler beantworten. Die Kompetenz nach Neugier bleibt ja bestehen. Im Gegensatz zum Kind-Ich kann ich heute vermehrt abstrahieren. Informationen vernetzen. Zusammenhänge herleiten und mögliche Lösungen oder Antworten durch geschicktes Kombinieren von Erfahrungen und Wissen finden. Den erwähnten Lebensrucksack, also die gemachten Erfahrungen, haben mich auch gelehrt, eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln. Dahingehend, dass grosse Würfe, insbesondere in einem direkt-demokratischen Land wie das unsrige, mal mehr mal weniger Zeit in Anspruch nehmen. Und das ist gut so. Verglichen zu nicht demokratischen Ländern bin ich sehr froh darüber, dass Debatten zu gesamtgesellschaftlichen Entscheidungen geführt werden können und dürfen. Und damit könnte ich diesen Beitrag abschliessen, indem ich ein Fazit ziehe. Indem ich sage, dass das Auseinandersetzen mit dem Warum, auch dem eigenen Warum, ein sehr schöner Prozess ist. Sich mit sich Selbst auseinandersetzen hat anspruchsvolle und zugleich sehr positive Aspekte. Es ermöglicht einem die Suche nach dem eigenen, persönlichen Purpose. Es lässt zu, die Welt bewusst aus den Kinderaugen zu betrachten und wie oben beschrieben das Gesehene ins Hier und Jetzt zu übersetzen und zu reflektieren. Gestalten wir also Geschichte. Unsere eigene Geschichte. Und halten wir so die Lehren in den Geschichtsbücher von Morgen fest. Ja ich könnte diesen Beitrag mit diesem Fazit abschliessen. Doch lieber lasse ich die Frage im Raum nach dem Warum. Warum schreibe ich? Warum bin ich? Warum nur?
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