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Gesellschafts(un-)tauglich.

  • Daniel
  • 19. Apr. 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Wenn eine bequeme Haltung dazu führt, sich selbst nicht mehr treu zu sein. Oder wenn Gespräche mit öden Floskeln enden. Die Frage dabei ist: Sind wir gesellschaftstauglich oder doch das Gegenteil?

Ja und Amen sagen. Keine eigene Meinung vertreten. Kritiklos allem zustimmen. Floskelhaft etwas kommentieren. Weder blau, noch grün oder rot. Farblos. Kennen wir nicht alle irgendwen, der so tickt oder agiert? Ich selbst bin nicht immer ein Mann der grossen Worte und kleinen Taten. Im Gegenteil. Mir fällt es einfacher, im Kleinen etwas zu bewegen ohne grosses Tam-Tam, dafür mit viel Wums. Doch um das geht es mir in diesem Blogbeitrag nicht. Und schon gar nicht um den Doppel-Wums, den unlängst der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz meinte, als er sein Energie-Hilfspaket präsentierte. Lange suchte ich nach einem passenden Blogtitel. Schlussendlich landete ich zuerst bei "gesellschaftstauglich". Und schliesslich änderte ich diesen auf "gesellschafts(un-)tauglich" ab, da dieser besser zum Ausdruck bringt, was ich meine. Das Dilemma nämlich nach der Frage, ob etwas tauglich oder untauglich ist. Oder ob es doch mit der eigenen Haltung und Denkweise zusammenhängt, welche Situationen wie interpretiert werden. Der Titel verbindet dabei zwei Dinge miteinander. Einerseits das Taugliche, sich in einer Gesellschaft zurechtzufinden, ohne etwaiges Anecken. Anderseits soll dieser Blogtitel das ausdrücken, was ich versuche auszudrücken, wenn eine Person sich so durch das Leben schlängelt. Sich selbst vielleicht im Wege steht. Ja und Amen sagt und so sein Ich untergräbt. Es ist ein sowohl als auch, aber doch nichts von beiden. Und daher für mich schwierig.

"Entsprechend den Massstäben einer Gesellschaft handeln".

Unser Blog lebt von persönlichen Geschichten. Und vor allem von persönlichen Meinungen. Er soll Perspektiven öffnen, weil wir Einblicke in unser Leben geben. Oder durch unsere Haltung vielleicht neue Sichtweisen aufzeigen. Haltung kommt dabei immer vor verhalten. Haltung ist vielmehr eine Grundeinstellung. Wertebasierend. Von den Werten her denkend möchte ich darauf hinweisen, es es mir keinesfalls um die Förderung von narzisstischem Verhalten geht. Gesellschaftstauglich und gesellschaftsfähig gilt es zu unterscheiden. Gesellschaftsfähig ist, entsprechend den Massstäben einer Gesellschaft zu handeln.


Vielleicht mag ich wort- oder begriffsverliebt sein. Keinesfalls sind es jedoch Wortklaubereien. Vielleicht nehme ich Aussagen in Diskussionen wortwörtlich. Keinesfalls jedoch abschätzend, vorwurfsvoll oder trotzig. Vielleicht zeige ich Haltung und verlange dies ebenso von meinem Gegenüber. Keinesfalls aufdringlich, so meine Einschätzung. Das Untaugliche entsteht für mich beim sich Verstecken der eigenen Haltung. Leben wir doch in einem direktdemokratischen Land, mit all seinem Regelwerk. Pluralistisch heisst aber eben auch Vielfalt. Vielfalt in gesellschaftlicher Hinsicht wie auch im Meinungsdiskurs. All dies soll gelernt sein. Ja, ich muss mir meiner Werte und Grundhaltung bewusst sein. Zudem auch das nötige Interesse, die Neugier mitbringen. Mit offenen Augen und Ohren die Welt um mich herum wahrnehmen. Achtsam sein. Manchmal wohl auch etwas detailverliebt. Paradoxerweise entsteht durch zu starker Gesellschaftstauglichkeit die Untauglichkeit. Ist es nicht langweilig, Mainstream zu sein? Untauglichkeit entsteht für mich in dem Moment, wenn Individuen so stark das eigene Leben anpassen, dass sie kaum greifbar, gar lieblich auf alles und jeden reagieren. Gutes Mittelmass eben. Dies mag gut und recht sein. Doch eben auch etwas gar bequem. Losgelöst von diesen gesellschaftlichen Gedanken möchte ich darauf eingehen, wo sich aus meiner Sicht das Taugliche vom Untauglichem in Sachdiskussionen unterscheidet.

"Ist es nicht unendlich bequem, einfach Ja und Amen zu sagen?".

Ein Beispiel: Kürzlich führte ich eine angeregte Diskussion über Quoten und Zielwerten in der Personalpolitik eines Unternehmens, namentlich ging es um Pro und Contra zu Frauenquoten. Meine Haltung: Ich begrüsse schriftlich festgelegte Zielwerte pro Führungsstufe, wenn es um die geschlechtergerechte Teamaufteilung geht. Im besten Fall beträgt dieser 50:50 und berücksichtigt weitere Diversitätsaspekte, beispielsweise Alter, Herkunft, Glauben. Zurück aber zum eigentlichen Punkt. Mein Gegenüber meinte: "Quoten und Zielwerte seien das Gleiche". Rasch entbrannte ein Wortgefecht über Begrifflichkeit und Begriffsdefinition. Ohne hier weiter in Details zu verharren, schätzte ich diese verbal-gepflegte und sorgfältig geführte Auseinandersetzung. Denn die Diskussion hatte Ecken und Kanten. Sie verlangte Argumente und Sachlichkeit. Gutes Zuhören, wechselseitiges Widerlegen von den persönlichen Ansichten und zugleich mit einer empathischen Haltung das Gesagte auf mich wirken lassen, dies forderte mich. Anders wäre es, wenn wie oben erwähnt, mein Gegenüber Ja und Amen meinte. Und so möchte ich abschliessend zu diesem Beitrag dazu ermuntern: Weniger Ja und Amen und wieder mehr Ecken und Kanten, basierend auf einer beidseitig toleranten Grundhaltung, Sachlichkeit und der nötigen Gelassenheit. Eine Meinung haben und eine andere Meinung verstehen geschweige denn akzeptieren sind grundlegend verschiedene Haltungen. Oder wie siehst du das?

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