top of page

Kommunalpolitik. Zweiter Akt.

  • Daniel
  • 29. März 2022
  • 4 Min. Lesezeit

Die Stimmen sind ausgezählt. Und ich bin nicht gewählt. Haudünn. Ein Blick zurück auf eine lehrreiche, intensive und spannende Zeit. Und über Hochs und Tiefs im Lokalwahlkampf.

Im Endspurt meines Wahlkampfes, also in den letzten Wochen und paar Tagen, wollte ich es nur noch hinter mir haben. Es sollte bald zu einem Ende kommen. In den vergangenen Wochen drehte sich so viel um diesen Wahltag - notabene einem sogenannten Superwahltag im ganzen Kanton Zürich. Im Vorfeld gab es viel zu tun. Viel zu besprechen. Viel zu koordinieren. Viel zu organisieren. Es zehrte teils stark an den Energiereserven. So wollte ich den Wahltag nur noch hinter mich bringen und Klarheit über meine Kandidatur erlangen. In diesem Blogbeitrag möchte ich meine Hochs und Tiefs am Tag der Entscheidung mit dir teilen. Vorab: Auch wenn ich nicht gewählt wurde, eine Niederlage ist lange noch kein Ende. Gemeinsam mit 979 Personen aus meinem Wahlkreis, meinen Unterstützer:innen und den vielen emsigen Helferhänden ist es eine wunderbare Erfahrung, die ich nicht missen möchte.


Der Sonntag, 27. März 2022 war schon seit Oktober 2021 ganz fett im Kalender angestrichen. Grundsätzlich ein Sonntag wie jeder andere. Doch mit dieser gewissen Unklarheit in der Luft. Diesem kribbeligem Gefühl ob es gereicht hat oder nicht. Lange habe ich diesem Tag entgegen gefiebert. So sollte es nur noch Sonntag 12 Uhr werden, damit klar ist, was Sache ist. Der Morgen verlief wie üblich. Aufwachen. Aufstehen. Zur Kaffeemaschine schlendern. Der erste Kaffee mit frischem, selbst gebackenem Brot. Sonntagszeitung. Ein unscheinbarer Sonntag. Gegen 10.00 Uhr, als die Wahllokale schlossen, kam dieses flaue Gefühl in der Magengegend. Die Anspannung stieg halbstündlich. Denn die Resultate wurden nach dem Mittag erwartet. Da es bei meiner Kandidatur um eine Kreiswahl handelte, also einer Wahl, in der die Bevölkerung aus drei Gemeinden wählen durfte, war ich gleich dreifach nervös. Kurz vor dem Mittag ging es an die frische Luft. Nochmals etwas Ruhe tanken. Tief durchatmen und den Wahlkampf Revue passieren lassen. Nach 12 Uhr dann sassen wir am Esstisch zuhause. Der Live Ticker des lokalen Newsportals gestartet und immer blickbereit. Die Homepage der Gemeindeverwaltung ebenfalls aufgerufen und parat zum laufend aktualisieren. Kurz darauf dann die ersten Resultate aus kleineren Gemeinden im Zürcher Unterland. In den Folgeminuten trafen immer mehr Resultate ein. Bald schon eine Stunde ist vergangen. Wir fieberten fleissig weiter.

"Ist es dir lieber, glasklar zu verlieren oder doch lieber hauchdünn?"

Die Stimmung war ein Mix aus Ungeduld, Anspannung, Euphorie, Wettkampfgeist, Verzweiflung und Relativierungen. Immer wieder die Frage "Wie lange müssen wir noch warten?". Dann plötzlich die Resultate zur Gemeinderatswahl aus der einen Gemeinde, in der die Bevölkerung auch über meine Kandidatur wählen durfe - jedoch ohne Info zur Kreiswahl, da dies über meine Wohngemeinde verantwortet wurde. Kurz darauf folgten die Resultate zur Gemeinderatswahl aus der zweiten Gemeinde. So war klar, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis auch die Resultate aus meiner Gemeinde bekannt gegeben werden. Schlussendlich kurz vor 13.30 Uhr war es klar. Die Resultate zu sämtlichen Wahlgängen in meiner Wohngemeinde sind online. Ende. Aus. Fertig. Vorbei. Das Absolute Mehr von 720 Stimmen habe ich deutlich um über 270 Stimmen erreicht. Als Überzähliger schied ich dennoch aus. Gerade mal 23 Stimmen Unterschied trennten mich zur Gegenkandidatin. Bittere Enttäuschung und Frust machten sich breit. Auch eine grosse Portion Unfassbarkeit war dabei. 23 Stimmen nur. So hauchdünn war der Unterschied. Immer wieder wiederholte ich: "Unglaublich, nur 23 Stimmen!". Das bange Warten endete abrupt. "Das war es also", dachte ich laut. Nach dem ersten "Schock" kamen die ersten rationalen Gedanken. "Ich meine, eigentlich ist es ja ein Achtungserfolg. Als Newcomer, meine erste Kandidatur und auf Augenhöhe mit meinen Mitkandidierenden. Nicht schlecht, oder?". Ich zumindest empfinde so. Und die Welt dreht weiter. Weitere Chancen würden sich sicher bald wieder ergeben.


Kurz vor dem Wahltag wurde ich durch einen Bekannten gefragt: "Ist es dir lieber, glasklar zu verlieren oder doch lieber hauchdünn?". Spontan antwortete ich, dass wenn es zu einer Niederlage kommt, dann gefälligst hauchdünn. So geschah es nun auch. Wäre es eine glasklare Niederlage gewesen, wäre die Motivation für künftige Kandidaturen kleiner und möglicherweise die Wahlchancen nicht viel grösser. Was habe ich gelernt? Persönlich enorm viel. Nur schon wie der Prozess der Kandidaturfindung bis zur offiziellen Einschreibung bei der Gemeindeverwaltung funktioniert. Zudem habe ich viel Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten, was mich in der ganzen Zeit viel Kraft gegeben hat. Es zeigt sich, dass man wahrgenommen und gesehen wird. Natürlich hatte ich ein kleines aber feines Wahlkampfteam im Hintergrund. Jede noch so kleine Unterstützung war mir so hilfreich. Vom Ausleihen einer Handwerkerleiter über das zur Verfügung stellen von Wahlplakaten bis hin zu Tipps zum Flyertext. Und zudem die vielen positiven Zusprüche und Motivationen. Viele Zahnrädchen, die im Gesamtwahlkampf mich und meine Kandidatur vorangetrieben haben. Ein grosses Dankeschön geht an all diejenigen, die mich tagtäglich unterstützt haben und an mich geglaubt haben. Ich lasse die Niederlage sacken. Ziehe meine persönlichen Schlüsse. Und: Ich komme wieder!


Dieser Beitrag entstand direkt einen Tag nach dem Wahltag. Als die Emotionen noch frisch und teils unverdaut waren. Was den Text authentisch, vielleicht teils unklar macht.




Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Inputs. Fragen. Anmerkungen.
Wir freuen uns auf dein Feedback! 

Danke für deine Nachricht

Impressum      Datenschutz       Netiquette

© 2025 Gedankenchuchi

bottom of page