Quarterlife Crises.
- Daniel
- 25. Nov. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Jan.
Wenn vor lautem Vorwärtstreiben der Blick in den Rückspiegel vergessen geht. Wenn bereits vor der Midlife Crises, die in der Regel Mitte der 40er eintrifft, das Leben Purzelbäume schlägt. Die Quarterlife Crises ist ein Phänomen, das mittlerweile viele Betroffene kennt.

Der Umgang mit äusserem Druck, meist ausgelöst durch Vergleiche mit Anderen, kann ganz schön anstrengend sein. Manchmal nervenaufreibend. Teils auch ärgerlich. Und vielfach doch sehr kurzsichtig. Dennoch kennen wir Ü25er und U35er nur allzu gut - um es bildlich darzustellen - wie rasch der eigene Lebensrucksack mit Nüssen gefüllt wird. Diese wollen geknackt werden. Wir beobachten wie im persönlichen Umfeld die Anderen Erfolg haben. Nicht nur im Job. Überall. Es scheint nur einem Selbst ist der Erfolg verwehrt. Hinzu kommt die Erkenntnis, dass ausgehend von 100 Jahre Lebenserwartung, das erste Viertel rum ist. Daher der Begriff "Quarterlife Crises".
"Hilfe, wir werden erwachsen!". Die Abnabelung von zu Hause. Auf sich alleine gestellt sein. Eigene Entscheidungen treffen und allenfalls Konsequenzen bei Fehlentscheidungen selbst tragen müssen. Die Erkenntnis "Jetzt gilt es ernst" gilt es zu verarbeiten. Häppchenweise. Oder um beim Bild der Nüsse zu bleiben: Jede einzelne Nuss stellt eine Herausforderung dar, die stückweise reflektiert werden möchte.
„Ohne vorherige Krise ist eine Entwicklung kaum möglich.“
Wie die Quarterlife Crises auch mich erwischte, versuche ich in diesem Beitrag zu beschreiben. Denn ich erinnere mich noch gut daran, kurz vor und eine Weile nach meinem 30. Geburtstag, hatte ich dieses beklemmende Gefühl. Eine Hilf- und Orientierungslosigkeit. Nicht zwingend durch die Jobsituation ausgelöst. Einfach so aus der Erkenntnis heraus, dass ich meinen ersten Lebensdrittel hinter mir habe. Wie schnell nur das letzte Jahrzehnt verflogen ist. Wo sind all die Lebensjahre geblieben? Wie schnell man nur erwachsen wurde, ohne es zu merken. Kleine Situationen führen einem vor Augen, dass man nicht mehr 20 Jahre alt ist. Beispielsweise ist man super happy, wenn der Abend "gechillt" zu Hause verbracht werden kann. In Ruhe. Kein Lärm und möglichst mit sich selbst. Keine Ablenkung und keine Verpflichtung. Es mag spiessig klingen. Und genau diese Reflektion auf das eigene Verständnis von Leben lässt einem hintersinnen. Wars das nun wirklich schon? Bin ich jetzt wie meine Eltern? In diesem Reflektionsprozess entleert der Lebensrucksack immer mehr Nüsse. Jede einzelne Nuss steht für eine verdrängte Situation. Zeit fürs Nachdenken oder Reflektieren war zwischen Jobwechsel, erste eigene Wohnung, Studium und Weiterbildungen offenbar nicht vorhanden. In der ersten wirren Gedankenwelt versuchte ich die verschiedenen Lebenssituationen zu ordnen. Sozusagen jede Nuss einzuteilen. Beispielsweise in die Nuss "Studium" oder "Beruf (-ung)" oder "Familie". Es kamen Gefühle hoch wie Angst, Verlust, Einsamkeit oder Sorge darum, ob Entscheidungen richtig, oder vermeintlich richtig, getroffen wurden. Diese Gedanken poppen hoch, da genau dieses Vergleichen mit Anderen im Vordergrund steht. Während man selbst mitten in einer Weiterbildung ist, planen andere eine Weltreise. Oder die eigene Hochzeit. Vereinzelt gar ihren Nachwuchs. Es macht den Anschein als rennt einem die Zeit davon, während andere ihr Leben fest im Griff haben oder zu haben scheinen. Das Vergleichen zwischen denen und mir sowie der zeitgleiche Reflektionsprozess führten mich dazu, dass ich für mich selbst ein mentales Time Out benötigte. Eine Hand, die mich führt. Freunde, die dabei unterstützten das Ganze zu relativieren. Die selbst erlegten Hürden abzubauen. Oder die einzelnen Nüsse sorgfältig zu knacken und behutsam zu besprechen. Das Innehalten und nüchterne Relativieren half mir persönlich, um mich und die Situation besser zu verstehen. Eine objektive Sichtweise in den Lebensrucksack und auf die wirklich wichtigen Dinge des Lebens. Es entsteht die Erkenntnis der Selbstfürsorge. Der Selbstfreundschaft. Und der inneren Haltung gegenüber dem eigenen, würdevolle Leben.
Lange suchte ich nach einem Wort. Einem Label. Oder einer Beschreibung. Kürzlich stolperte ich zufälligerweise über dieses Wort "Quarterlife Crises". Auf den ersten Blick schien es genau das wiederzugeben wonach ich suchte. Das Benennen einer unklaren Situation durch einen Begriff war enorm wichtig. Nicht nur, um sich vertieft damit zu befassen. Auch um mit Freunden darüber zu sprechen. Und schlussendlich auch, um auf dieses Thema in diesem Blogbeitrag zu sensibilisieren. Vernünftige Statistiken dazu gibt es noch wenige bis gar keine. Einige Studien dazu habe ich gefunden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es im Leben mehr um Wertschätzung, Erfüllung und Mut zum Experimentieren braucht. Ganz allgemein gesprochen: Gib deinem Leben einen Sinn. Definiere für dich Ziele. Nicht nur in beruflicher Hinsicht. Vielmehr ganz persönliche Ziele. Stimm diese Ziele mit deinen wirklich wichtigsten Bedürfnissen ab. Und: Nimms sportlich und lustvoll. Ohne vorherige Krise ist eine Entwicklung kaum möglich.
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