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Sehnsucht.

  • Daniel
  • 9. Nov. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

"Wenn ich doch nur könnte." Oder: "Ach, jetzt einfach nur weit weg sein." Wenn wir uns nach dem Einen sehnen und was wir dafür tun können.

"Ich wünsche mir weder Macht noch Reichtum,

sondern die Leidenschaft der Möglichkeiten.

Ich wünsche mir ein Auge, das, ewig jung,

ewig dem Verlangen brennend, die Möglichkeiten zu sehen".

Søren Kierkegaard


Schon der deutsche Philosoph Ernst Bloch (1885-1977) hatte in seinem Hauptwerk "Das Prinzip Hoffnung" passend gemeint: "Die Sehnsucht verlangt Menschen, die sich ins Werdende tätig hineinwerfen, zu dem sie selber gehören. Sie erträgt kein Hundeleben". Er meint damit, dass die Sehnsucht unserem Handeln Kraft gibt und zum Handeln drängt. Die Sehnsucht ist ein Gefühl. Sie ist ein Teil unserer Lebendigkeit. Wenn wir zurückkommen auf den Aufsatz von Søren Kierkegaard dann kann daraus abgeleitet werden, dass es neben unserer realen Welt auch eine Welt der alternativen Wirklichkeiten gibt, also eine Welt der Möglichkeiten. Diese Idee der Weltanschauung gefällt mir besonders gut. Leben wir doch vielfach zu fest in unserer realen Welt. Diese haben wir uns selbst erschaffen. Einerseits ist diese geprägt durch die Kindheit und unserem sozioökonomischen Status sowie unserer Lebensumwelt. Anderseits handeln und agieren wir in dieser Lebenswelt, als wäre dies die einzig wahre. In einer Welt der Möglichkeiten zu denken heisst uns eine Welt vorzustellen, in der wir leben wollen. Diese Welt besteht sozusagen "nur" in unseren Vorstellungen. Diese Vorstellungskraft kann uns jedoch viel Energie geben. Und wie eben Bloch meint, uns zum Agieren auffordern. Initiativen, Impulse oder ein aktives Handeln passieren in unseren Vorstellungen. Ganz neue Denkmuster ermöglichen uns eine bunte Welt zu erdenken, die durch Möglichkeiten besticht. Alleine schon der Gedanke an diese alternative Wirklichkeit weckt den Mut in uns. Das Handeln alleine genügt nicht. Kennen wir doch alle das Abrackern (Ich fühle mich im Hamsterrad gefangen). Das Handeln in der Wirklichkeit bedarf einem Inhalt. Eine Sinnhaftigkeit oder das Streben nach Wunscherfüllungen begünstigen das von der Sehnsucht hervorgebrachte Handeln. Es ist die Basis eines Grundgefühls, dass Baer & Trick-Baer treffend als Sich-sehen-können beschrieben haben. Dieses Sich-sehen-können ist eine Fähigkeit, die meiner Ansicht nach viel zu oft verloren geht. Musse haben und bewusst das eigene Tun reflektieren sind Antreiber, die alternative Lebenswelt sukzesive in eine aktive, reale Welt übertragen.


Das Reflektieren des eigenen Tun und Handeln ist eine Fähigkeit, die stark an Resilienz erinnert. Resilienz ist, um es in den Worten der Schweizer Philosophin Barbara Bleisch auszudrücken, wie ein Putzschwamm. Ein Putzschwamm, den man zusammendrückt und der anschliessend wieder in seine Ursprungsform zurückkehrt. Heisst: Ein Körper springt nach einer Verformung unbeschadet in seinen Anfangszustand zurück.

Wir sind wer wir sind und alles was mich nicht umbringt, macht mich stärker.

Der Begriff Resilienz ist natürlich viel umfassender und breiter gefasst. Er meint vielfach auch die Widerstandsfähigkeit (nicht zwingend Widerstandskraft). Den Bogen zur Sehnsucht und der alternativen Lebenswelt möchte ich jedoch trotzdem wagen. Um Handlungen auszuführen, tätig zu werden oder sich in das sich Tätigwerden hineinzuschicken, setzen meiner Ansicht nach eine positive Grundhaltung voraus. Sowie Mut und eine ausgeglichene, reale Selbsteinschätzung über Stärken, Potentiale und Talente. Niederlagen, die manchmal unumgänglich sind, gilt es zu akzeptieren, auszuhalten und für sich die nötigen Schlussfolgerungen zu ziehen. Die Resilienz ist demnach für mich die Basis für das oben beschriebene Grundgefühl des Sich-sehnen-können. Ich kann mich besser nach etwas sehnen, wenn ich ausgeglichen, reflektiert, positiv eingestellt und eine Selbstfreundschaft mit mir pflege.




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