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Teilzeit.

  • Daniel
  • 5. Okt. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Juli 2023

Ich leiste eine vertragliche Arbeitszeit von 37 Stunden und 48 Minuten pro Woche. Was zählt nun aber alles als Arbeit? Und wie verändert sich die Arbeitswelt wenn Privat- und Berufsleben immer stärker ineinander verschmelzen?

Seit ich meine Grundausbildung abgeschlossen habe und eigentlich seit ich mich zurück erinnern kann, arbeite ich in einem Teilzeitpensum. Dieses variiert zwischen 80-90%, je nach beruflicher Situation oder privaten Bedürfnissen. Vollzeit zu arbeiten war zu Beginn keine bewusste Entscheidung. Vielmehr eine den äusseren Umständen entsprechende Notwendigkeit, um Weiterbildungen oder Studium und Arbeit und Privatleben unter einen Hut zu bringen. Nun Einige mögen sagen, dass 10% weniger arbeiten keinen grossen Impact auf die zu erbringende Arbeitsleistung hat. Etwas weniger Lohn für praktisch gleich viel Arbeit wie eine Arbeitskraft in einem Vollzeitpensum. Nun ja. Ich meine nein. 10% entsprechen einer vertraglichen Arbeitsreduktion von vier Stunden pro Woche. Wie die Stundenreduktion pro Woche nun umgesetzt wird obliegt in Abstimmung mit dem Team und meiner vorgesetzten Person mir persönlich. Die Flexibilität die durch diese reduzierte Arbeitsleistung entsteht ermöglicht es mir meinen diversen Engagements nachzukommen. Oder um private, persönliche Bedürfnisse zu befriedigen. Die vier Stunden verschaffen mir die nötige Luft, eine bestmögliche Work-Life-Integration zu schaffen. Gerade in Zeiten, in denen wir von klassischen Arbeitsverhältnissen wegkommen, bei denen wir nur eine Arbeitgeberin kennen, wird sich tendenziell die Teilzeitarbeit durchsetzen. Einige Experten sprechen gar von einer Plattformökonomie. Diese meint, dass wir Jobs nachgehen, in denen wir unsere Fähigkeiten (Skills) einbringen können. Es ist eine Art Bündelung von Fachwissen unterschiedlicher Personen, das gezielt für Projekte oder Arbeiten erforderlich ist.


Zurück nun zum Begriff Work-Life-Integration. Bis anhin war allgemein die Rede von Work-Life-Balance. Dieser Begriff hat sich durchgesetzt und ist dennoch nicht ganz unumstritten. Work-Life-Balance meint allgemein gesprochen das in Einklang bringen von Arbeit und (Privat-)Leben. Die daraus abgeleitete Formel lautet: Erfolgreich im Job + ausgeglichen zu Hause = Wohlbefinden. Der Ansatz von Work-Life-Integration verfolgt den Ansatz, dass das Leben als Ganzes betrachtet wird. Wir erbringen eine Arbeitsleistung. Wir umsorgen unsere Kinder und/oder Haustiere. Wir pflegen soziale Kontakte zu Freunden und Familie. Kurz: Wir wollen all unsere Bedürfnisse in Einklang bringen. Ergänzend muss erwähnt werden, dass bei der Arbeitsleistung die Voraussetzung darin besteht, dass diese nicht als Last sondern vielmehr als Lust betrachtet wird. Somit sollen gemäss diesem Konzept alle Lebensbereiche ausgeglichen sein und man soll all diesen gleichermassen gerecht werden. Ich integriere also all meine Lebensbereiche möglichst ausgeglichen in mein Leben und empfinde zugleich mein angestrebtes Wohlbefinden. Das Konzept ist die logische Folge, da aufgrund der digitalen und vernetzten Welt eine klare Trennung zwischen Privat- und Berufsleben immer schwieriger wird. Diese Linie verschwimmt und bald schon verschwindet sie komplett.

"Was zählt ist die Freude an einer sinnstiftenden Arbeit".

Diesen Sommer wurde medial viel darüber diskutiert, dass Personen aus der Generation Z, also Personen, die zwischen 1997-2012 geboren sind, den Arbeitsmarkt aufrütteln. Sie wollen weniger arbeiten. Weniger Verantwortung übernehmen. Mehr Freizeit. Prompt folgte die scharfe Kritik von Arbeitgebern und aus Teilen von Gewerbeverbänden. Die Kritik wurde unteranderem darin begründet, dass aktuell ein Fachkräftemangel herrscht und es anspruchsvoll sei, Vollzeitstellen zu besetzen. Nüchtern betrachtet bringt es Personalexpertin Gabriela Böcker-Flamm von der Medienagentur Mediacom auf den Punkt. Sie meint: "Derzeit treffen in Unternehmen unterschiedliche Rollenverständnisse und Werte aufeinander. Workaholics sind komplett out. Der Karriereanspruch rückt in den Hintergrund. Bei der Gen Z steht die sinnvolle Aufgabe mit Entfaltungsmöglichkeiten, Fairness und Wertschätzung im Vordergrund und das bei einer fairen Entlohnung". Das dies so ist, ist jedoch kein Problem das alleine dieser Generation zugeschrieben werden darf. Die Arbeitswelt wandelt sich so rasend wie noch nie. Arbeitgebende dürfen dabei nicht stehen bleiben und sind angehalten, gesellschaftlichen Entwicklungen zu folgen anstelle sich über Bedürfnisse der "jungen" Generationen zu ärgern. Fakt ist, dass der Stellenwert der Arbeit, auch aufgrund des obig beschriebenen Work-Life-Integration Konzept weniger hoch ist als noch bei "alten" Generationen. Dies darf nicht gewertet werden. Unterschiedliche Generationen bringen unterschiedliche Werthaltungen ein, dies aufgrund unterschiedlichen Lebensumständen.


Der Begriff Arbeit wird gerade neu definiert. Arbeit ist für mich etwas, was in einem Output endet, der nicht zwingend ökonomisch betrachtet entschädigt werden muss. Beispielsweise ist das Verfassen eines Blogbeitrags für mich Arbeit. Zugleich ist dieser Blog für mich eine Herzensangelegenheit, die entsprechend nicht finanziert wird, sprich ich finanziere mich selbst. Arbeit ist für mich aber auch das Einbringen von Meinungen und Erbringen von Leistungen in meinen ausserhauptberuflichen Tätigkeitsbereichen. Teils werden diese finanziell entschädigt, vielfach nicht. In einer kapitalistischen Welt ist es natürlich Voraussetzung, dass auch ich einer Arbeit nachgehe, in der mein Haupteinkommen generiert wird. Somit betrachte ich Arbeit vielschichtig. Einerseits ist Arbeit Mittel zum Zweck. Anderseits ist sie das Erfüllen von persönlichen Interessen und Bedürfnissen. Arbeit sind einzelne Puzzleteile, die gesamthaft betrachtet das Leben definieren. Wobei ich mich gerne durch meine Arbeit definiere. Dies kommt daher, dass ich aus meiner Sicht sinnhaften Arbeiten nachgehe, Arbeiten in denen ich meinem "Purpose" folge.




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